LabV - die Plattform für Material Intelligence
KI in der Kunststoffindustrie
LabV hat kürzlich die erste KI-gestützte Material-Intelligence-Plattform aus Deutschland vorgestellt. Sie ermöglicht es Ingenieuren in Forschung und Qualitätssicherung den direkten Zugriff auf relevante Materialdaten und die Automatisierung komplexer Datenanalysen.
Im Interview diskutiert Charles Jouanique, Chief Revenue Officer bei LabV,die praktischen Anwendungen von KI in der Kunststoffverarbeitung – von ihrem Potenzial bis zu den Herausforderungen bei der Umsetzung.
Kunststoff-Magazin: Herr Jouanique, künstliche Intelligenz (KI) wird zunehmend auch in der Kunststoffindustrie diskutiert. Warum ist das Thema aus Ihrer Sicht so wichtig?
Charles Jouanique: Die Kunststoffindustrie steht vor enormen Herausforderungen. Einerseits müssen innovative und leistungsfähige Materialien entwickelt werden, die gleichzeitig nachhaltiger und ressourcenschonender sind. Andererseits steigen die Anforderungen an Qualitätssicherung und Konformität, wie es beispielsweise die DIN SPEC 91446 für Rezyklate zeigt. KI bietet die Möglichkeit, diese Komplexität zu bewältigen, indem sie Daten effizient auswertet, Muster erkennt und Handlungsempfehlungen liefert. Das ist ein entscheidender Vorteil in einer Branche, die sich stark auf datenbasierte Entscheidungen stützen muss.
Kunststoff-Magazin: Wo sehen Sie die größten Potenziale für KI in der Kunststoffindustrie?
Charles Jouanique: Die Potenziale sind vielfältig. Besonders wichtig sind jedoch drei Bereiche: Erstens die Entwicklung neuer Materialien, bei der KI hilft, Materialeigenschaften und Formulierungen zu optimieren. Zweitens die Qualitätskontrolle, wo große Datenmengen schneller analysiert werden können, um Abweichungen frühzeitig zu erkennen. Und drittens die Prozessoptimierung in der Produktion – etwa durch Vorhersagemodelle, die helfen, Materialverluste zu minimieren und den Energieverbrauch zu reduzieren.
Kunststoff-Magazin: Sie haben die Qualitätskontrolle erwähnt. Können Sie ein konkretes Beispiel nennen, wie KI hier eingesetzt wird?
Charles Jouanique: Ein gutes Beispiel ist die Qualitätskontrolle von Kunststoff-Rezyklaten, also recycelten Materialien. Hier spielt die DIN SPEC 91446 eine wichtige Rolle. Diese Norm definiert, welche Daten Unternehmen bereitstellen müssen, um die Qualität von Rezyklaten sicherzustellen. Sie umfasst verschiedene Datenqualitätsstufen, von grundlegenden Angaben wie Dichte und Viskosität bis hin zu komplexeren Parametern wie Wärmeformbeständigkeit oder Partikelgrößenverteilung. Das bedeutet, dass Unternehmen, die diese Standards einhalten wollen, eine große Menge an Daten sammeln, analysieren und dokumentieren müssen. Das manuell zu bewältigen, ist sehr zeitaufwändig und fehleranfällig. KI kann diesen Prozess erheblich erleichtern, indem sie die Daten schnell und zuverlässig analysiert, Abweichungen identifiziert und die Ergebnisse klar visualisiert. Dadurch wird nicht nur die Einhaltung der Spezifikationen gewährleistet, sondern auch die Qualität der Rezyklate nachhaltig gesichert.
For companies that need to comply with these standards, this means collecting, analyzing, and documenting a large amount of data. Doing this manually is extremely time-consuming and prone to errors. AI can significantly streamline this process by analyzing data quickly and reliably, identifying deviations, and clearly visualizing results. This not only ensures compliance with specifications but also helps maintain the long-term quality of recyclates.
Kunststoff-Magazin: Welche Herausforderungen sehen Sie bei der Einführung von KI in der Branche?
Charles Jouanique: Eine der größten Herausforderungen ist die Datenbasis. KI benötigt qualitativ hochwertige, strukturierte Daten, um effektiv arbeiten zu können. Viele Unternehmen haben jedoch noch fragmentierte Datenbestände, die über verschiedene Systeme verteilt sind. Ein weiteres Hindernis ist die Akzeptanz. Oft gibt es Vorbehalte gegenüber neuen Technologien, sei es wegen der Komplexität der Implementierung oder der Sorge, bestehende Prozesse umstellen zu müssen. Hier ist es wichtig, mit einfachen, intuitiven Lösungen anzusetzen, die den Einstieg erleichtern.
Eine der größten Herausforderungen ist die Datenbasis. KI benötigt qualitativ hochwertige, strukturierte Daten, um effektiv arbeiten zu können. Viele Unternehmen haben jedoch noch fragmentierte Datenbestände, die über verschiedene Systeme verteilt sind.
Kunststoff-Magazin: Wie verändert KI den Arbeitsalltag in der Kunststoffindustrie?
Charles Jouanique: KI erleichtert vor allem Routineaufgaben und schafft so Freiraum für kreative und strategische Tätigkeiten. Ein Laboringenieur muss beispielsweise nicht mehr stundenlang Excel-Tabellen durchforsten, um Abweichungen zu finden. Stattdessen liefert KI auf Knopfdruck die relevanten Analysen und Visualisierungen. Das führt nicht nur zu effizienteren Prozessen, sondern auch zu einer höheren Qualität der Entscheidungen. Langfristig verändert KI die Art, wie in der Kunststoffindustrie gearbeitet wird, hin zu einem datengetriebenen Ansatz.
Kunststoff-Magazin: Nachhaltigkeit ist ein großes Thema in der Kunststoffindustrie. Welche Rolle spielt KI hierbei?
Charles Jouanique: Eine sehr große. KI ermöglicht es, Materialien präziser einzusetzen, Produktionsprozesse zu optimieren und Abfälle zu reduzieren. Zum Beispiel kann KI bei der Entwicklung neuer Polymermischungen helfen, die weniger Ressourcen verbrauchen oder recycelbare Alternativen schaffen. Auch in der Qualitätskontrolle von Rezyklaten, wo es um die Einhaltung strenger Standards wie der DIN SPEC 91446 geht, spielt KI eine entscheidende Rolle. Durch datenbasierte Entscheidungen trägt sie dazu bei, Nachhaltigkeit in der Branche voranzutreiben.
Kunststoff-Magazin: Welche Entwicklungen erwarten Sie in den nächsten Jahren im Bereich KI und Kunststoffindustrie?
Charles Jouanique: Ich denke, wir werden eine stärkere Integration von KI entlang der gesamten Wertschöpfungskette sehen. Vom Design neuer Materialien über die Produktion bis zur Wiederverwertung wird KI immer stärker eingebunden. Besonders spannend sind Entwicklungen im Bereich der prädiktiven Analytik, die es ermöglichen, Materialeigenschaften bereits in frühen Entwicklungsstadien präzise vorherzusagen. Zudem könnte KI helfen, vollständig neue Materialien zu entwickeln, die den Anforderungen der Zukunft gerecht werden.
Kunststoff-Magazin: Wann wird KI in der Kunststoffindustrie eine Rolle spielen?
Charles Jouanique: KI ist keine ferne Zukunftstechnologie, sondern bereits heute ein wertvolles Werkzeug für die Kunststoffindustrie. Unternehmen, die frühzeitig auf diese Technologie setzen, können nicht nur ihre Effizienz steigern, sondern auch ihre Innovationskraft und Nachhaltigkeit stärken. Es lohnt sich, offen für diese Veränderungen zu sein und KI als Chance zu betrachten, die Branche nachhaltig zu transformieren.
Kunststoff-Magazin: Herr Jouanique, vielen Dank für das Gespräch!
Charles Jouanique: Ich danke Ihnen!